Heute machen wir Bolognese. Ganz wichtig. Keine Tomatensoße mit Hackfleisch, sondern eine echte Bolognese. Und los geht’s.
Bigoli Bolognese – eines der besten Gerichte meines Lebens
Es gibt leckere Gerichte, es gib herausragende Gerichte und es gibt Gerichte, die man einmal im Leben gegessen hat und nie mehr vergisst. Eines dieser Gerichte bei mir ist Bigoli Bolognese.
Ich weiß nicht mal mehr wie alt ich war. Ich schätze mal irgendwas zwischen 6 und 9. Mit meinen Eltern und meiner kleinen Schwester sind wir Anfang der neunziger Jahre häufig an die italienische Adria gefahren. Mit dem Auto ging es meistens nachts los. Meine Eltern sind gefahren bis in die frühen Morgenstunden, dann raus auf einen Parkplatz und kurz ein Nickerchen gemacht. Wir Kinder sind auf der Rückbank bereits viel früher eingeschlafen, nach dem sich die erste Aufregung gelegt hatte.
Frühstück gab es dann irgendwo in Österreich oder der Schweiz, meistens tief in den Bergen mit Brötchen von einem kleinen lokalen Bäcker und ein paar Frühstückzutaten vom örtlichen Supermarkt. Oft gab es danach noch eine kleine Schneeballschlacht auf dem Gletscher, was für uns Kinder im Hochsommer natürlich ein absolutes Highlight war.
Gut gestärkt ging es dann weiter Richtung Brenner. Nachdem wir die Alpen hinter uns gelassen haben, wurden wieder Kilometer geschrubbt. Schnell wurde es heiß im Laufe des Tages, deswegen fährt man ja im Sommer nach Italien. Nur gab es Anfang der Neunziger in Mittelklasse Fahrzeugen meist noch keine Klimaanlage, so dass uns schnell die Hitze zu Kopf stieg und am späten Vormittag bei uns Kindern die Geduld ruhig im Auto zu sitzen rasant abnahm. Neben der großen Hitze waren da noch Hunger, Durst, die Blase drückt, alle Knochen tun einem weh, alle Hörspiel- und Kinderliederkassetten sind bis zum Erbrechen durchgehört und dann hatte meine Mama noch den Spleen das Best-Of Album von Albano und Romina Power aufzudrehen, sobald die Landschaft von Alpenvorland zu mediterran wechselte.
Hunger-Ast hinter dem Brenner
Mit dieser gereizten Stimmung und ordentlich Hunger bei allen im Auto waren wir auf der Suche nach einem Restaurant zum Mittagessen. Es war allerdings weit und breit keine Raststätte ausgeschildert, so dass wir irgendwann einfach von der Schnellstraße abgefahren und uns ins Hinterland auf den Weg nach etwas essbarem gemacht haben. Diese kleine Entscheidung sollte meine Einstellung zu Spaghetti mit Tomatensoße grundlegend ändern.
Wir erreichten nach ein paar Minuten ein kleines Restaurant. Nichts touristisches, keine anderen Gäste, eine sehr kleine und einfache Karte und mit einer ordentlichen Portion Skepsis entschieden wir uns aber zu bleiben und dort etwas zu essen.
Mut wird belohnt
Ich weiß nicht mehr genau, was meine Eltern gegessen hatten. Ich glaube ein Vitello Tonnato, aber für mich und meine Schwester gab es Bigoli Bolognese. Bigoli sind nichts anderes als etwas dickere Spaghetti aber diese unglaublich leckere Soße die viel fleischiger, fettiger und gewürzter war als die Bolognese, die ich bisher von meiner Mama kannte (obwohl die auch schon richtig lecker war).
Als Kind analysiert man ein Essen nicht. Was hat der Koch anders gemacht? Wieso schmeckt das so gut? Was ist sein Geheimnis? Es war mir egal. Es war einfach nur hammer lecker und in der Kombination mit einem gemütlichen Platz auf einer Tersasse in der Sonne und dem Fakt, das wir gerade auf den Weg in den Urlaub waren, blieb mir dieses Essen bis heute nachhaltig als eines der besten Mahlzeiten meines Lebens in Erinnerung.
Wie eine Zigarrenkiste voller Kindheitserinnerungen
Als ich dann vor einigen Jahren über das Rezept einer echten Bolognese gestolpert bin und in dem Artikel Farbe, Aussehen, Konsistenz und Geschmack beschrieben wurden, fühlte ich mich urplötzlich wieder auf diesen heißen Terassenplatz versetzt, an dem ich damals meinen Teller Nudeln verschlungen habe.
Ohne gezielt danach zu suchen, war ich mit diesem Rezept auf eine immaterielle Schatzkiste mit Kindheitserinnerungen gestoßen. Ich weiß, dass dieses Rezept für euch nie das sein kann, was es für mich ist, aber es ist und bleibt die (zweit-)beste Bolognese, die ich in meinem Leben gegessen habe.
Das Rezept ist bewusst für 8 Personen ausgerichtet. Das ermöglicht einem 3 Alternativen:
- Die ganze Familie kann bekocht werden und alle werden satt.
- Man kann sich sattessen und danach eine ganze Woche in italienischer Extase weiteressen.
- Man kann sich sattessen, den Rest einfrieren und immer wenn einem mal nach Sommer oder Soulfood ist, schnell einen unglaublichen Teller Pasta genießen.
Bisher keine Kommentare.